Immer wieder mal wünschen sich die Kinder etwas zum Essen, das sie in einem Buch gesehen oder gelesen haben. Da wird dann, sofern Bilder vorhanden sind, auch akribisch verglichen, ob denn das Gekochte tatsächlich der Idee aus dem Buch entspricht. Meistens sind sie ziemlich zufrieden. Wir bemühen uns aber auch sehr.
Unser heutiges Abendessen entsprang dem zweiten Band des Räuber Hotzenplotz. Die Großmutter kocht für Kasperl und den Seppel jeden Donnerstag zu Mittag deren Leibspeise: Bratwürste mit Sauerkraut. Dann kommt aber der Räuber Hotzenplotz und futtert ihnen alles weg. Weil er nämlich auch auf Bratwürste und Sauerkraut steht. Und genau deshalb wollte der große Sohn jetzt auch Bratwürste und Sauerkraut gekocht bekommen. Ich hab mir erlaubt, das Menü noch um (Salz-) Kartoffeln zu erweitern, weil wir eigentlich alle nicht so große Freunde der deftigen Küche sind und ich das Gefühl hatte, ich könnte mich eher mit Sauerkraut und Kartoffeln anfreunden als mit Sauerkraut und Bratwürsteln. Dass die im Buch erwähnten Bratwürste den bei uns erhältlichen Bratwürsteln entsprechen, hab ich übrigens frei interpretiert. Beim Einkauf hab ich zwei verschiedene Sorten Bio-Bratwürstel gefunden und ich hab mich für die kleineren entschieden, weil sie weniger unappetitlich aussahen. Rohe Bratwürstel sind ja jetzt nicht unbedingt eine Schönheit. Der große Sohn jedenfalls war zufrieden mit meiner Auswahl an Würsten und fand keinen Grund zur Beanstandung.
Sauerkraut kann ich erst seit ein paar Jahren so zubereiten, dass es wirklich lecker ist. Ich hab da lang probiert, versucht und getestet und letztlich mein Rezept aus ganz viel Trial and Error entwickelt. Sauerkraut geht übrigens auch super zusammen mit Semmelknödel, das machen wir auch deutlich öfter als mit Würsteln und ist meine vegetarische Interpretation der österreichischen Hausmannskost. 😉 Sauerkraut ist, wie vielleicht gar nicht so bekannt ist, alles andere als ungesund, auch wenn es bei uns meist mit einer deftigen Kost in Verbindung gebracht wird. Es ist reich an Vitaminen, allen voran Vitamin C, enthält außerdem jede Menge Ballaststoffe und sogar eine probiotische Wirkung wird ihm nachgesagt.
Das Fazit des ganzen Experiments war übrigens, dass der große Sohn die Würstel gegessen hat und alles andere nicht, weil er sich „das irgendwie anders vorgestellt“ hat. Der mittlere Sohn hat bis auf die Kartoffeln alles verweigert und der Babybub hat Sauerkraut reingeschaufelt.
Sauerkraut mit (Salz)kartoffeln und Bratwürsten
- 1kg Sauerkraut
- 2-3 Zwiebeln
- 1 Knoblauchzehe
- 1 Apfel (idealer Weise säuerlich)
- 3EL Butter oder Butterschmalz
- 2EL Rohrzucker
- 150ml Apfelsaft (da bevorzuge ich den naturtrüben)
- 600-700ml Wasser
- (1EL Suppenwürze ohne Salz)
- 5 Nelken
- 1 Lorbeerblatt
- 2EL gehackter Petersil (geht auch getrockneter)
- 1,5kg Kartoffeln
- Bratwürstel
Das Sauerkraut in einem feinen Sieb gut waschen, in eine große Schüssel geben, mit kaltem Wasser begießen und so mehrere Stunden oder über Nacht wässern.
Die Zwiebeln schälen, halbieren und in Ringe schneiden. Die Knoblauchzehe und den Apfel ebenfalls schälen und in Scheiben schneiden.
Butter oder Butterschmalz in einem großen Topf erhitzen, Zwiebel, Knoblauch und Apfel darin glasig dünsten. Rohrzucker dazugeben, karamellisieren lassen, mit Apfelsaft ablöschen. Das Sauerkraut gut ausdrücken, dazu geben und gut unterrühren. Nelken, Lorbeerblatt und Petersil dazu, falls vorhanden Suppenwürze ohne Salz hinein, mit Wasser aufgießen, aufkochen lassen. Danach die Hitze reduzieren und bei geschlossenem Deckel 90 Minuten köcheln lassen, immer wieder mal umrühren.
Ich geb danach etwas fürs Baby raus, würze für uns das ganze Kraut mit Salz nach, gieße noch etwas Wasser an und lass es noch 10-15 Minuten ziehen.
Die Kartoffeln schälen und in Stücke schneiden, in einen Topf geben, mit Wasser aufgießen, aufkochen, Hitze reduzieren und zugedeckt ca. 15 Minuten köcheln lassen. Gesalzen werden die Kartoffeln dann direkt bei Tisch, das Baby bekommt die ungesalzen.
Die Bratwürstel waschen, trocken tupfen, 2-3 Mal quer einschneiden und in einer Pfanne in wenig Fett rundherum braten.
Ich würde im 1. Lebensjahr aufgrund des hohen Salzgehalts darauf verzichten, dem Baby die Bratwürstel anzubieten. Alles andere hingegen ist fürs Baby bestens geeignet.
Viel Spaß beim Nachkochen!
Eure Mariella.